FVT Inklusion
Inklusionsschiedsrichter Mario Stabel erhält Auszeichnung
"Der Bemerkenswerte Weg"
Laudatio MARIO STABEL
Laudator: Dr. Markus Merk, anläßlich der Preisverleihung „Der beMERKenswerte Weg“ der Dr. Markus und
Sabine Merk-Stiftung, DFB-Campus Frankfurt, 28. Oktober 2024
„Ein ganz besonderer Schiri“ schrieb die Bayerische Staatszeitung 2021 über unseren
damals 40-jährigen Preisträger. Und tatsächlich, Mario Stabel ist ein ganz besonderer
Schiedsrichter mit einem beMERKenswerten Weg.
Vor vielen Jahren kontaktierte mich Mario erstmals schriftlich. Ganz ehrlich, ich musste
lernen seine Sätze und Wörter zu lesen, seine Schriftsprache zu verstehen. Denn, Mario
hat eine kognitive Beeinträchtigung, schreibt wie er spricht und bezeichnet es selbst als
LRS, Lese-, Rechtschreib- und Lernschwäche. Aber gleich vorab, Mario: bleib mutig, du
brauchst dich nicht zu verstecken, wer will versteht dich bestens und dein fränkischer
Akzent dabei ist echt Kult und verrät deine Heimat.
Apropos Heimat. Marios Heimat ist Thüngersheim, eine knapp 3000 Seelengemeinde im
unterfränkischen Landkreis Würzburg. Und Heimat ist für ihn auch er FV 1926
Thüngersheim. Dort war er als begeisterter Jugendfußballer bis zur B-Jugend am Ball und
ist seither im wahrsten Sinne des Wortes aktiv. „Mario hat immer tolle Ideen“, heißt es
im Verein und wenn man mit ihm spricht, dann spürt man die unbändige Energie und die
Leidenschaft für die Sache.
Schiedsrichter wollte er sein, die Regeln haben ihn schon immer interessiert, mehr
noch, als Schiedsrichter anerkannt werden. Schmerzhaft erzählt er, wie er vor vielen
Jahren bei seiner unterstützenden Tätigkeit als Linienrichter bei seinem Heimatverein
abgekanzelt wurde. Er sei behindert, deshalb dürfe er dem Schiedsrichter nicht
assistieren. Wie dämlich. Soll das wirklich so sein?
Mario ging dem mit Unterstützung seines Vereins nach und hier zeigt sich auch ein
besonderes Wesensmerkmal von ihm: „Jetzt erst recht!“ Es ist ein, sein Kampf um
Anerkennung und Akzeptanz. Er geht offen mit seiner Schwäche um. Das ist definitiv
eine Stärke, aber selbst fühlt er sich irgendwo dazwischen. So sagt er eindrucksvoll und
bildlich: „Auf der einen Seite ist da mein Handicap, auf der anderen Seite muss doch die
Leistung zählen, gewürdigt werden. Ich stehe immer irgendwo dazwischen, nicht in der
einen oder anderen Spielhälfte, sondern auf der Mittellinie des Spielfeldes.“ Welch ein
starker und nachdenklich stimmender Vergleich.
Mario hat es seit 2016 geschafft als offizieller Inklusionsschiedsrichter im Bayerischen
Fußballverband anerkannt zu werden, seine Urkunde trägt er mit Stolz immer bei sich.
Und doch spürt man seine regelrechte Sehnsucht als vollwertiger Schiedsrichter,
definiert durch einen „echten“ Schiedsrichterausweis, akzeptiert zu werden. Er hätte es
verdient, nimmt er doch mit Begeisterung auch an den Lehrabenden seiner SR-Gruppe
Main-Spessart teil. Sein SR-Begleiter und Pate Tarik Özdemir fügt an: „Er bringt sich bei
allen Regelthemen sein, ist immer aktiv, manchmal muss man ihn bremsen.“ So wie ich
augenzwinkernd gehört habe, zählt das für Mario auch bei locker sitzenden gelben
Karten auf dem Spielfeld.
Wenn Mario Stabel über seine Einsätze als Schiedsrichter spricht, dann glänzen seine
Augen. Ob es die Vorbereitungsspiele in seinem Heimatverein sind, das ein oder andere
Spiel im Jugendbereich, Hallenturniere, aber besonders auch seine Einsätze bei
Wohltätigkeitsspielen, bayerischen Meisterschaften für Behinderte, Veranstaltungen wie
den Special Olympics oder ein Prominentenspiel mit der Traditionself des 1. FC Köln.
Für Mario ist jeder Tag als Schiedsrichter, Assistent oder 4. Offizieller ein persönliches
Highlight. Wenn Mario mit seiner Begeisterung und Dankbarkeit davon erzählt, dann ist
das ansteckend und man erfährt selbst eine große Portion Demut.
Regelrecht ins Schwärmen kommt Mario aber bei einem Einsatz. 2016 durfte er auf
Einladung des Bayerischen Fußball-Verbandes in die bayerische Hauptstadt nach
München zur Mini-Inklusions-WM mit 24 Mannschaften reisen. Ein Thüngersheimer in
der Allianz-Arena, diesmal mittendrin statt nur dabei. Er, der Anhänger des FC Bayern
München, der mit dem Fan-Club der Lebenshilfe Würzburg so gerne die Spiele besucht.
Mario ist da, wenn man ihn braucht, nicht nur auf dem Spielfeld. So als Ordner und
Helfer bei Veranstaltungen bei seinem Verein und in der Gemeinde oder besonders
hervorzuheben auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Im Januar 2024 wurde er dafür mit
dem Ehrenkreuz in Silber des Feuerwehrverbandes ausgezeichnet.
Starkes Engagement zeigt Mario Stabel beim Einsatz für Menschen mit LRS (immerhin 5
– 10 % der Kinder). Mit Slogans wie „Ich will verstehen, was in der Welt passiert“ und
„Damit wir uns verstehen“ setzt er sich für „Leichte Sprache“ ein.
Vielfach ist über ihn auch folgende Überschrift zu lesen: „Mario Stabel, ein Gewinn für
den FV Thüngersheim!“
Du bist mehr als ein Gewinn für Verein und Gemeinde, Mario. Du bist ein Gewinn für den
Fußball, ein Gewinn für das Schiedsrichterwesen, ein Gewinn für das Thema Inklusion,
ein Gewinn für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche und insgesamt für
unsere Gesellschaft und für uns ein würdiger Preisträger.
Der Vorbildpreis 2024 der Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung der „BeMERKenswerte
Weg“ geht an:
MARIO STABEL, FV Thüngersheim, Bayerischer Fußball-Verband
MARIO STABEL ALS INKLUSIONSSCHIEDSRICHTER GEEHRT
Bei der Jahreshauptversammlung des FV Thüngersheim gegrüßte Vorstand Finanzen Julian Liebler auch den DFB-Kreisehrenamtsbeauftragten Ludwig Bauer. In seiner Verbandsfunktion ehrte dieser Mario Stabel (FV Thüngersheim). Mario Stabel ist als Inklusionsfußballschiedsrichter für seinen Verein aktiv, pfeift in der U-11 bei Heimspielen und hier und da auch bei Auswärtsspielen. Im Verein organisiert er diverse Aufgaben und unterstützt den aktiven Schiedsrichter als Linienrichter. Sein Highlight dürfte der Einsatz bei einem Inklusionsturnier in Berlin Kladow gewesen sein. Als Schiedsrichter der Lebenshilfe Würzburg vertrat er dort den FVT und leitete mit Ruhe und Souveränität einige Spiele. Anlässlich der Jahreshauptversammlung ehrte ihn Julian Lieber und überreichte seine Ernennungsurkunde als Inklusionsschiedsrichter. Ludwig Bauer gratuliert Mario Stabel zu dieser Auszeichnung und überreichte einen Wimpel des BFV und als persönliches Geschenk einen Wimpel vom 1. FC Köln. Stolz präsentierte der neue Inklusionsschiedsrichter Mario Stabel seine Auszeichnung und Geschenke.
Bild Von links: Julian Liebler (Vorstand Finanzen), Mario Stabel (Inklusion-schiedsrichter und Ludwig Bauer (DFB-Kreisehrenamtsbeauftragter)
Quelle: Foto: Franziska Wagner, FV Thüngersheim / Text: Ludwig Bauer
FV Thüngersheim Mitglied und Ersthelfer Mario Stabel war in unserer Hauptstadt Berlin als Schiedsrichter der Lebenshilfe Würzburg aktiv. Bei einem Inklusionsturnier in Berlin Kladow leitete er mit Ruhe und Souveränität spannende Spiele der 6 teilnehmenden Mannschaften.
Toll gemacht, Mario.
FVT INKLUSION
FV 1926 Thüngersheim e.V.
Steinbruchweg 17
97291 Thüngersheim